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Der Verein Wissenschaft und Frauenbewegung e. V.
und das FrauenForschungsinstitut Rhein-Ruhr

Der Verein Wissenschaft und Frauenbewegung e. V. - ein Verein von Frauen
Quelle: Wissenschaftlerinnen-Info, Nr. 16, 1993
Im
Mai 1985 gründeten eine Reihe von Wissenschaftlerinnen den Verein Wissenschaft und Frauenbewegung e. V., dessen Sitz in Bochum ist. Etwa 170 Frauen, Wissenschaftlerinnen und Studentinnen, gehören dem Verein an. Eines der Ziele des Vereins ist es, die Vertreibung der Frauen aus der Wissenschaft und die Mechanismen der Diskriminierung von Frauen in der Forschung und Lehre offen zu legen und öffentlich zu machen. Der Verein ist Teil eines großen Frauennetzwerkes, das seit über 10 Jahren Politik für Frauenförderung macht. Er steht in enger personeller und sachlicher Verbindung mit dem 1980 gegründeten Arbeitskreis Wissenschaftlerinnen in Nordrhein-Westfalen. In zwei Mernoranden 1980 und 1984 hat der Arbeitskreis Wissenschaftlerinnen die Situation der Frauen an den Hochschulen in Nordrhein-Westfalen aufgezeigt und Veränderungen gefordert, wie z. B.

- die Hälfte aller qualifizierten Arbeitsplätze für Frauen in der Wissenschaft;
- Frauenstudien und Frauenforschung an jeder Hochschule;
- eine Verbesserung der Situation für Mütter im Wissenschaftsbetrieb.

In dem vor kurzem veröffentlichten "Hochschulmanifest der Frauen . und die Hochschule der Frauen" fordert der Arbeitskreis die Gründung einer eigenen Frauenuniversität. Neben dieser gemeinsamen wissenschaftspolitischen Arbeit mit dem Arbeitskreis gehört es zu den Zielen des Vereins, die wachsende Differenzierung von Frauenbewegung und Ferninistischer Wissenschaft in neuen Formen der Verbindung zu organisieren. So veranstaltet der Verein in Kooperation mit anderen Einrichtungen der Frauenbewegung und Frauenforschung regelmäßig ein- bis zweimal jährlich workshops, Symposien und Arbeitskreise zu aktuellen Themen. Die nachfolgenden Beispiele für die letzten beiden Jahre geben einen kleinen Einblick in die Vielfalt der Thematik:

- Lebensort in Klein(st)städten - Ferninistische Stadtplanung und frauenbe-wegte Räume;
- Arbeitertöchter. Zum Verhältnis von Klasse, Geschlecht und Profession;
- Zur Situation der Wissenschaftlerinnen und der Frauenforschung in der ehemaligen DDR;
- Wohin geht die Frauenforschung?

Die laufenden Berichte des Vereins werden gemeinsam mit dem Arbeitskreis Wissenschaftlerinnen etwa zweimal jährlich im Wissenschaftlerinnen-Info veröffentlicht. Das FrauenForschungsInstitut Rhein"Ruhr ein Forschungsinstitut für Frauen Das feministische FrauenForschungsInstitut Rhein-Ruhr wurde 1989 gegründet und hat seinen Sitz in Dortmund. Als gemeinsame Einrichtung des Vereins Wissenschaft und Frauenbewegung und des Arbeitskreises Wissenschaftlerinnen in NRW soll das Institut Frauen qualifizierte Arbeits- und Forschungsmöglichkeiten in einem selbstgestalteten Wissenschaftsbetrieb bieten. Die Zielsetzung des Instituts ist es, die Regelungsformen des Geschlechterverhältnisses zu untersuchen und hierbei nach den normierenden, den institutionellen und den subjektiven Ebenen zu unterscheiden. Dazu werden entsprechend drei Forschungsschwerpunkte aufgebaut:

1. Handlungskompetenz der Frauen - hier geht es darum, auf der Ebene der unmittelbaren Situation, Frauen in ihrem Handlungsvermögen zu stärken, ihre Handlungsbereitschaft und -fähigkeit zu fördern und den Handlungshorizont zu verändern.

2. Innovationspolitik durch Frauen - hier sollen Vorstellungen, Konzepte und Handlungsmuster von Frauen in ihrer gesellschaftlich innovativen Bedeutung als politikfähig herausgearbeitet werden.

3. Frauen im Recht - hier geht es um die Forrnulierung einer anderen Rechtskultur, um eine Form der Rechtsgeltung, die sich ohne Gewalt durchsetzt.

Zur Zeit wird im Forschungsschwerpunkt 2 "Innovationspolitik" ein Projekt durchgeführt, daß eine Untersuchung zum Transfer von Ergebnissen der Frauenforschung in den kommunalen Gleichstellungsstellen umfaßt. Das Projekt beinhaltet eine Erhebung des Forschungs- und Beratungsbedarfs der Gleichstellungsstellen bezüglich ihrer relevanten Arbeitsschwerpunkte, eine vertiefende Analyse dieser Ergebnisse, die den regionalen, strukturellen und institutionellen Kontext berücksichtigt, sowie eine ergänzende Praxisphase in ausgewählten Gleichstellungsstellen, um den Forschungstransfer problemund situationsadäquat realisieren zu können. Das Projekt hat eine Laufzeit von 2 Jahren und wird mit Mitteln der Bundesanstalt für Arbeit und dem Wirtschaftsförderungsamt der Stadt Dortmund finanziert. Im Schwerpunkt 1 "Handlungskompetenz" wurde das Projekt "Beratungsund Weiterbildungsangebote für Frauen in Essen - eine Orientierungshilfe zum Berufseinstieg für Hochschulabsolventinnen" durchgeführt und abgeschlossen. Auch dieses Projekt wurde mit Mitteln der Bundesanstalt für Arbeit finanziert. Das Institut ist Mitglied der "Ständigen Konferenz für Frauenforschung in NRW" und auf Bundesebene Mitglied der "Bundesarbeitsgemeinschaft autonomer Frauenforschungseinrichtungen BAFF". Die Betriebs- und Sachkosten des Instituts werden durch Mitgliedsbeiträge und Spenden aufgebracht. Die Transfer- und Kontaktstelle "Frauen Forschung Politik" Frauenforschung kann nicht getrennt von der Frauenbewegung wirksam betrieben werden. Sie braucht die Verbindung zur Alltäglichkeit des Geschlechterverhältnisses. Die jeweiligen Formen dieser Verbindung müssen allerdings imrner wieder neu hergestellt werden, da beide Bereiche sich eigenständig entwickeln. Gegenwärtig sind Teile der Frauenbelange auf dem Weg, im Rahmen bestehender Politik und Wissenschaft stärker beachtet, auch geachtet zu werden. Eine stärkere Gewichtung scheint damit noch nicht verbunden zu sein. Die mit dem Begriff der Frauenförderung diskutierten Pläne und Vorhaben sind Hinweise für Gewichtsverschiebungen, aber noch nichts Definitives. Zudem zeigt sich die Frauenförderung auch als eine besonders subtile Form der patriarchalen Abhängigkeit, aus der sie sich allenfalls herauslösen ließe, wenn sie am Ziel der Souveränität der Frau im Geschlechterverhältnis orientiert wäre.

Auf diese Problemstellung hin baut das FrauenForschungsInstitut RheinRuhr im Rahmen einer übergreifenden Zielsetzung eine Transfer- und Kontaktstelle "Frauen Forschung Politik" auf. Dort soll eine systematische Vermittlung von Ergebnissen der Frauenforschung und von Positionen der Frauenbewegung auf die Praxis des Geschlechterverhältnisses und -alltags hin geleistet werden. Auf regionaler Ebene sollen mit den vorhandenen Netzwerken der Frauenpolitik, der Frauenforschung und Frauenbewegung über die Transfer- und Kontaktstelle neue Verbindungen organisiert werden, in dem die Ebenen der Wissensrepräsentanz der Frauenforscherinnen an den Hochschulen, den Instituten und Initiativen mit den Ebenen der Handlungs- bzw. Verhandlungsrepräsentanz, den Frauenbeauftragten der Kommunen, Untemehmen, Verbänden und staatlichen Einrichtungen und den Frauen aus den autonomen und teilautonomen Fraueneinrichtungen aufeinander bezogen werden.

Literatur: Anne, Schlüter; Christine, Roloff; Maria Anna Kreienbaum (Hg.), Was eine Frau umtreibt. Frauenbewegung - Frauenforschung - Frauenpolitik, Pfaffenweiler 1990.

- Der Verein Wissenschaft und Frauenbewegung e. V., in: Verein zur Förderung der Frauenakademie München e. V./Friedrich-Ebert-Stiftung (Hg.), Frauenforschung und Frauen in der Forschung: Viel getan und viel zu tun!, München 1989.

- Schlüter, Anne/Ingeborg Stahr (Hg.), Wohin geht die Frauenforschung? Dokumentation des gleichnamigen Symposions am 11. und 12. November 1988 in Dortmund, Köln 1990. - Aktuelle Informationen über Aktivitäten des Vereins, Instituts und Arbeitskreises werden laufend im Wissenschaftlerinnen-Info veröffentlicht. Zu beziehen über Dr. Anne Schlüter, Hochschuldidaktisches Zentrum, Universität Dortmund, Rheinlanddamm 199,4600 Dortmund 1.

Quelle: Wissenschaftlerinnen-Info, Nr. 16, 1993

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